Dienstag, 20. August 2013







Hallo, ihr dort draußen!
Die letzte Woche habe ich in einer muslimischen/malaysischen Gastfamilie verbracht, um mit ihnen Hari Raya, also das Ende der Fastenzeit zu feiern.
Meine Gastfamilie lebt nicht direkt in Kuantan sondern in einer kleinen Stadt namens Pekan etwa 30 Minuten von Kuantan entfernt. Letzten Montag wurde ich also von meiner Gastfamilie abgeholt. Es stellte sich heraus, dass ich 7 Gastgeschwister habe, wovon die Jüngste 22 ist. Nur drei davon wohnen allerdings tatsächlich zu Hause. Trotzdem kamen alle über Hari Raya zu Besuch.
Der erste Tag war noch sehr hart, da ich mich nur schwer verständigen konnte aufgrund mangelnder Bahasa-Skills. Auch die Familien- und Wohnsituation kam mir doch sehr ungewohnt vor, da es tatsächlichen keine verschlossenen Türen gab, der Fernseher immer an war und zu jedem Zeitpunkt eine Vielzahl von Menschen dort war.
Daran habe ich mich jedoch gewöhnt und es war letztendlich echt nett immer Leute um sich zu haben, die man etwas fragen konnte oder mit denen man sich beschäftigen konnte. Auch das mit der Sprache ging von Tag zu Tag besser, wobei wir uns doch hauptsächlich auf Englisch unterhalten haben.
Die ersten zwei Tage gehörten noch zur Fastenzeit und ich habe mich entschieden mich dem Fasten anzuschließen. Das war gar nicht so leicht wie getan. Ich musste jeden Tag um 4:30 Uhr aufstehen um zu frühstücken und dann bis 7:30 Uhr abends weder essen noch trinken.
Ehrlicherweise habe ich das mit dem Trinken am ersten Tag nicht durchgezogen, da mir bei der Hitze auf dem Markt mit dem ganzen Fischgeruch einfach nur schlecht geworden ist. Am zweiten Tag habe ich jedoch komplett durchgehalten und ich habe selten ein Getränk so wertgeschätzt wie an jenem Abend.
Am 8.8. war dann schließlich Hari Raya. In den meisten Familien ist es Tradition gleichfarbige, traditionelle Kleidung zu tragen. Unsere Farbe war braun und ich konnte mir von einer meiner Gastschwester eine „Juba“, also eine bodenlange Bluse, leihen. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es dann auch los zum Haus des Minister Präsidenten, bei dem wir zu einem Open House eingeladen waren. Das ist hier Gang und Gebe: Man kocht jede Menge Essen und den ganzen Tag kommen einen Verwandte und Bekannte besuchen oder andersherum, man besucht den ganzen Tag lang Open Houses von Bekannten und Verwandten. Wir waren eben zuerst bei dem Open House vom MP, was aber relativ enttäuschend war. Unzählige Leute waren da und ich war mit meiner Familie nur dort, weil der MP alle Austausch-Leute kennenlernen wollte. Der MP kam letztendlich jedoch später und hat unser Treffen deshalb verschoben. Mich hat das ziemlich geärgert, weil wir ja eigentlich in den Gastfamilien waren, um deren Hari Raya Feier zu erleben. Normalerweise wäre meine Gasfamilie nicht dort hingegangen, also saßen wir dort ca. 2 Stunden umsonst herum, wobei ich nicht mal mit meiner Gastfamilie zusammen saß, sondern mit anderen Freiwilligen/Austauschschülern und unseren Zuständigen.
Der restliche Tag war dafür umso besser. Wir waren noch bei zwei weiteren Open Houses von Verwandten. Jedes Mal wurde dort gemeinsam gegessen und anschließen zahlreiche Bilder gemacht. Ich war wirklich in meinem Leben noch nicht so satt wie an diesen Tagen, da wirklich überall erst richtig gegessen und anschließend nochmal Süßigkeiten gegessen wurden. Es ist echt kein Tag vergangen, an dem ich weniger als 7 Mahlzeiten zu mir genommen habe. Das mit den Fotos war mir anfangs schon fast etwas unangenehm, da jedes Familienmitglied mit mir Fotos machen wollte und das ließ in der Tat die restliche Woche nicht nach. Daran habe ich mich jedoch recht schnell gewöhnt.
Außerdem gibt man während Hari Raya allen Kindern Briefumschläge mit Geld drinnen. Ich habe auch welche bekommen, was mir auch wieder unangenehm war, da ich wirklich nicht so viele Geschenke annehmen wollte. Aber „nein“ ist hier keine Option, weder bei Geschenken noch beim Essen.
Den Abend haben wir dann im Kampung Pahang Tua verbracht: Ein kleines Dorf bei Pekan, wo noch weitere Verwandte von mir wohnen. Das war super spannend, da die Häuser hauptsächlich aus Brettern und Wellblech bestanden, trotzdem jedem Gewitter standhalten. Das war echt faszinierend.
Dort waren wir in den folgenden Tagen immer wieder und die ganze Familie war echt super! Meine Gastmutter hat mir extra traditionelle Kleidung gekauft und ich habe auch einen malayischen Namen bekommen: Siti.
Ich habe in der Zeit bestimmt 200 Leute kennengelernt, wobei es echt schwierig war, sich daran zu erinnern, wen ich schon kennengelernt habe und wen nicht. Das hat auch den zweiten Tag von Hari Raya sehr anstrengend gemacht. Wir haben ein Open House gehabt und dort sind manche Leute zum zweiten Mal gekommen, ich habe sie aber nicht wieder erkannt.
Während der gesamten Zeit habe ich mich auch kulinarisch weitergebildet. Das war echt der Hammer! Es gibt so viele leckere Arten Reis zuzubereiten. Beispielsweise wird der Reis in Kokosnussmilch oder in Taschen, die aus Blättern gefaltet wurden, gekocht. Einfach nur lecker!
Am letzten Abend haben wir dann eine riesige Grillparty veranstalte. Meine Familie hat das Essen für ca. 50 Leute vorbereitet. Ich habe noch nie so viel Knoblauch geschält wie an diesem Tag. Aber es hat tatsächlich Spaß gemacht, weil ich mich dadurch als Teil der Familie gefühlt habe.
Die Grillparty war richtig cool. Die war wieder im Kampung, wo man die Sterne sehen konnte. Der Grill bestand aus einem Feuer auf dem Boden, Backsteinen daneben und ein Rost obendrauf. Das war richtig klasse! Die ganze Familie war wieder beisammen und es wurde gesungen, getanzt und gelacht. Wir haben eine Verlosung gehabt und ich habe einen Wäschekorb und eine Kanne gewonnen. Zwei Dinge, die wir mehr als gut bei uns in der Wohnung gebrauchen können.
Abschließend war mein Besuch in der Gastfamilie durchweg positiv und ich werde sie definitiv weiterhin besuchen. Alle waren so offenherzig, nett und einfach nur klasse! Ich wurde auch mit Geschenken überhäuft, was mir mega unangenehm war, da sie mich ja sowieso schon großzügigerweise als Gast aufgenommen hat. Der Abschied war entsprechend schwer, trotzdem freue ich mich schon auf übernächstes Wochenende, wenn ich sie voraussichtlich wieder besuche.
Die erste Post ist übrigens angekommen und langsam sind unsere Wände nicht mehr so kahl! Vielen Dank dafür. ;) Jetzt ist auch sicher, dass die Adresse stimmt, also keine Scheu zu schreiben.
Da ich in der Zwischenzeit kein Internet hatte, kommt jetzt auch noch die Geschichte meiner ersten Reise. Nach Hari Raya kamen uns erstmal 4 Freunde, die in Georgetown wohnen, besuchen. Zusammen hatten wir ein paar entspannte Tage in Kuantan und haben unteranderem am Strand geschlafen. Einen Sonnenaufgang gab es an dem Tag leider nicht.
Am Mittwoch bin ich dann gemeinsam mit Linn für 2 Tage nach Ipoh gefahren, um dort zwei Freundinnen zu besuchen. Ipoh war super schön. Da gab es Parks, interessante Gebäude und traumhaftes Essen. Gemeinsam mit den 2 Freundinnen sind wir dann über das Wochenende nach Georgetown gefahren und haben uns dort mit den 4 Jungs, die uns vorher besucht haben wieder getroffen.
Georgetown war auch super schön und einfach total anders als Kuantan. Georgetown ist ein absolutes Touristenziel und entsprechend viele Touristen waren dort auch unterwegs. Dafür gab es dort richtig schöne Straßen und Gassen. Unser Hotel war zum Beispiel in Little India und die hatten dort echt nette Läden. Einen Tag haben wir komplett am Strand verbracht, dann haben wir dort ein weiteres Open House besucht und kostenlos gegessen. Unsere Hauptaktivität war tatsächlich das Essen. Die haben dort die leckersten indischen Restaurants. Da bin ich echt neidisch. So begannen unsere Tage in der Regel mit Roti in allen Varianten und auch die restlichen 4-5 Mahlzeiten pro Tag beinhalteten in der Regel Roti, Capati oder Naan. Es geht echt nichts über so ein schönes Butter-Garlic-Naan.
Abends sind wir dann in einen sogenannten „Reggae Club“ gegangen. Es war weder ein Club noch lief dort Reggae. Am letzten Abend sind wir dann jedoch tatsächlich in einen Club gegangen, aber von der Musik her war das nicht so mein Ding. Trotzdem war es super entspannt einfach mal wieder mit Jungs rumzuhängen und nicht 24/7 von Mädchen umgeben zu sein. Schon allein deshalb hat sich für mich der Ausflug gelohnt.
Der letzte Abend hat das ganze leider etwas gekippt. Irgendwie haben es alle geschafft sich irgendwie miteinander zu streiten, sodass schon allgemein eine sehr angespannte Stimmung war und eigentlich alle nur noch ins Hotel wollten, um am nächsten Morgen die Probleme zu lösen.
Also bin ich mit meinen zwei Freundinnen aus Ipoh zurückgelaufen. Ich kannte den Weg leider nicht, also musste ich den anderen folgen. So stiefelten wir im tiefsten Regen mitten in der Nacht durch Georgetown und haben uns gegenseitig angeschrien. Endlich kam unser Hotel in Sicht und wir waren super froh endlich daheim zu sein, als von hinten ein Motorrad kam und die Handtasche von einer Freundin, Julia, weggerissen und sie somit zu Boden gerissen hat. Man kann sich echt nicht vorstellen wie schrecklich das war, weil man absolut nichts dagegen machen konnte.
So haben wir die restliche Nacht im Krankenhaus sowie zahlreichen Polizeistationen verbracht, aber die Chance, dass wir die Handtasche samt Handy, Perso, Reisepass und dem Rest wiederbekommen ist wohl gleich Null.
Seitdem kann ich einfach nicht mehr entspannt durch die Stadt laufen, bei jedem Motorrad bekommt man Panik, insbesondere als uns erzählt wurde, dass sowas häufig auch am helligsten Tag passiert. Das schlimmste ist, dass so regelmäßig Leute sterben, weil sie aus ihrer Hängetasche nicht rauskommen und dadurch noch ewig lang mitgeschliffen werden.
Ich hoffe, dass das ganze hauptsächlich in touristischen Gegenden vorkommt und nicht so sehr hier.
Ansonsten ist hier jedoch alles in Ordnung und der Alltag nimmt wieder seinen Lauf.
Liebste Grüße aus dem weiterhin schwülen Malaysia!

Sonntag, 4. August 2013

Hallo, ihr Lieben!

Es sind mal wieder ein paar Tage verstrichen und heute bietet sich mir eine weitere Gelegenheit das Internet zu nutzen.
Inzwischen habe ich mich hier ganz gut eingelebt. Unser Haus ist nach meinem Verständnis auch recht sauber und unsere Besuche von Kakerlaken verringen sich deutlich.

Erstmal ein paar Infos zu meiner Arbeit, nachdem die in meinem letzten Blogeintrag ja deutlich zu kurz gekommen ist:
Ich arbeite in einer Tagesbetreuung, die von dem Franziskanerorden gegründet wurde. Das ganze nennt sich Assunta Social Centre. Dort betreue ich gemeinsam mit einer weiteren Freiwilligen, mit der ich auch zusammen wohne, Linn, 11 Kinder. Die Kinder sind hauptsächlich aus minderbemittelten Familien oder Flüchtlinge, größtenteils aus Myanmar.
Einige von denen gehen vormittags oder nachmittags noch in die Schule und sind deshalb nur halbtags bei uns, ein großer Teil ist aber auf Grund ihres Flüchtlingsstatuses den ganzen Tag bei uns, da sie keine reguläre Schule besuchen können.
Wir unterrichten sie dann in den Fächern Mathe, Englisch, Naturwissenschaften, z.T. Malaysisch und Chinesisch. Da sie aber zu Selbstständigkeit erzogen werden, unterstützen wir sie mehr im eigenständigen Lernprozess.

Ich bin echt super glücklich mit meinem Projekt, weil die Kinder einfach so unfassbar niedlich, zuvorkommend und gut erzogen sind. Ich habe noch nie Kinder gesehen, die so wissbegierig und dankbar waren. Jeden Morgen werden wir herzlichst empfangen und zum Wochenende fällt der Abschied immer richtig schwer. Und das wirklich bereits nach nur wenigen Tagen Arbeit.

Meine Vorgesetzte, Sister Anna, ist auch die großartigste Vorgesetzte, die man sich so vorstellen kann. Sie ist so gutherzig und dankbar dafür, dass wir da sind! Sie ist absolut offen für neue Vorschläge und gibt uns total viele Freiheiten Projekte zu starten und ist auch provat total besorgt um unser Wohlergehen. Da bin ich echt dankbar, dass ich so gut mit ihr auskomme.


Am Freitag beispielsweise hatten wir einen kleinen Vorfall zu Hause, bei dem sich unsere Türstrebe verklemmt hat und wir unsere Tür nicht mehr öffnen konnten. Da wir auch keine Schlüssel für die Hintertür haben und Gitter vor den Fenstern haben, war es uns leider bis mittags nicht möglich zur Arbeit zu kommen. Anstatt sauer zu sein, war sie besorgt und hat uns uns erstmal ausruhen lassen, als wir ankamen.
Der Vorfall mit der Tür kam auch mehr als gelegen, da an dem Morgen zwei Gestalten vor unserem Tor standen und um Einlass baten. Dabei handelte es sich tatsächlich um Aaron und Insa. Da ich hier ja eher selten Internetzugang habe, wusste ich nichts von ihrem Kommen und war super positiv überrascht.
Wir haben die Tage mit ihnen genutzt, um in die Stadt zu fahren und uns die Umgebung genauer anzugucken.
Das Highlight war definitiv heute Morgen, als wir um 5:30 Uhr aufgestanden sind, um uns den Sonnenaufgang am Strand anzugucken. Die Hälfte unserer Crew hat zwar geschwächelt, aber für uns hat es sich absolut gelohnt. Ich habe selten so intensive Farben gesehen.


Ab Morgen löst sich unsere kleine Gesellschaft dann auch vorerst auf. Insa und Aaron reisen weiter nach Kuala Lumpur und für uns Freiwillige geht es in malayische Gastfamilien. Diese Woche steht nämlich Hari Raya, das Zuckerfest, also das Ende der Fastenzeit für die Muslime an. Hier in Malaysia ist das ein riesen Fest, das Tage lang zelebriert wird. Wir kommen schon einige Tage früher in die Gastfamilien, sodass ich mich erstmal im Fasten probieren werde, um dann letztendlich umso mehr zu essen.

Darauf freue ich mich schon ungemein, zumal meine Gastfamilie auch in einem Vorort von Kuantan haust, sodass ich hoffentlich auch etwas Dorfleben erleben werde.

Ansonsten ist es das für mich erstmal an Neuigkeiten. Ich hoffe, euch geht es allen wunderbar, ihr könnt gerne auch auf meine Posts kommentieren oder mir Mails schreiben, wenn ihr Fragen habt. Immer wenn ich Internet habe, werde ich mir die Zeit nehmen und drauf antworten. ;)

Liebste Grüße aus angenehmen Wärme!