Donnerstag, 7. November 2013

Deepavali – ein Wochenende als Prinzessin








Letztes Wochende war das indische Lichterfest Deepavali. Dafür wurden wir auch wieder in Gastfamilien untergebracht. Da es allerdings schwierig war genügend Gastfamilien zu finden, mussten Janina und ich für das Wochenende unser Vegetarier-Dasein aufgeben und solange Fleisch essen.
Wir waren beide im selben „Familienzweig“ untergebracht und deshalb sozusagen Gastcousinen. Wir wurden Freitagabend von Janinas Gastfamilie abgeholt und dann erst zu meiner gebracht, sind dann zu Janinas gefahren und danach wurde ich dann wieder zu meiner gebracht.
Meine Gastfamilie bestand aus meinem Gastvater, meiner Gastmutter und vier Kindern. Zwei Söhne waren älter als ich, der eine von beiden war schon verlobt oder hat eine Freundin, das wurde die ganze Zeit nicht ganz klar. Seine Freundin/Verlobte war auf jeden Fall auch ständig bei uns und super nett.
Dann hatte ich noch eine Gastschwester, die 17 war und einen Gastbruder der 15 war. Mit den beiden habe ich am meisten gemacht.
Das Haus war echt super interessant, weil es absolut zweiseitig war. Einerseits haben alle immer zusammen auf Matratzen im Wohnzimmer geschlafen, weil es keine einzelnen Zimmer gab, andererseits hatten sie eine Warmwasserdusche und eine Klimaanlange für das Wohnzimmer. Bei den Hindus muss man außerdem noch bedenken, dass man im Haus immer einen Raum für das Beten braucht, den man ja sonst als Zimmer hätte nutzen können.
Am ersten Abend habe ich dann noch mit meinem Bruder zusammen Feuerwerk gemacht, sobald es 12 war und anschließend sind wir zu den ganzen Verwandten gegangen und haben dort angestoßen.
Der nächste Morgen begann dann auch super früh, um 6:30 Uhr, weil das der eigentliche Festtag ist. Ich wurde komplett indisch gekleidet und das war echt klasse. Beim Schminken hätte ich mich nicht dümmer anstellen können, aber die Hälfte der Sachen habe ich halt vorher noch nie benutzt gehabt.
Wir sind dann in den Tempel gefahren und es war super klasse, weil alle immer so schön aussehen und alles so farbenfroh war.
Die restlichen Tage sind wir ähnlich wie bei Hari Raya immer zu den verschiedenen Open Houses gegangen und haben dort gegessen. Angenehm war, dass ich dieses Mal nicht wie eine Puppe 10000fach fotografiert wurde. Ungünstig war allerdings das Essen. Es wurde wieder genau darauf geachtet, dass ich in jedem Haus auch esse und selbst wenn ich nur ein bisschen wollte, habe ich volle Portionen bekommen. Außerdem war das Essen diesmal etwas eigen. Wie gesagt musste ich ja mein Vegetarier-Dasein aufgeben und habe als Gegenzug dafür bei jeder Mahlzeit Hähnchen, was ganz lecker war, abgesehen davon, dass man das immer von den Knochen abessen musste, und Ziege bekommen. Ich bin jetzt zu dem Schluss gekommen, dass man Ziegen einfach Ziegen lassen sein sollte. Ziegenkäse finde ich schon doof, aber Ziegenfleisch war echt der Tiefpunkt. Aber in diesen 5 Tagen habe ich bestimmt 15 Mal Ziegenfleisch gegessen, das reicht für’s Leben.
Inzwischen bin ich auch an dem Punkt angekommen, dass mir einfach nur noch schlecht ist von dem ganzen Essen und ich das Völlegefühl nicht mehr loswerde.
Lustig war auch der Tag, an dem Janina und ich zum Nachbarn für eine thailändische Tomyamsuppe eingeladen wurden. Wir wussten nicht so richtig, auf was wir uns da eingelassen hatten. Es war auch definitiv ein Erlebnis für sich. Es war eine Suppe, in der eigentlich alles schwamm, was sonst so im Meer schwimmt. Riesige Krebse, Krabben, Tintenfische, alles. Da war für uns beide die Grenze erreicht. Zum Glück saßen wir alleine in der Küche zum Essen und haben deshalb nichts von diesem Getier gegessen, aber das war schon echt ein Erlebnis.
Richtig klasse war echt meine Familie. Es haben sich alle so gut um mich gekümmert. Ich habe in diesen  5 Tagen wirklich keinen Finger gerührt, selbst wenn ich es wollte. Mir wurden die Schuhe gebracht, die Haare gemacht, das Essen serviert, alles! Und es war echt schön mal wieder umsorgt zu werden und nicht für alles selbst verantwortlich zu sein.
Wir haben dann noch gemeinsam Verwandte in Jerantut besucht, waren in einem indischen Film und am letzten Abend gemeinsam chinesisch Essen. Es war einfach klasse und ich hoffe bald wieder dorthin gehen zu können!
Ich habe mich echt durch und durch wie eine Prinzessin gefühlt, weil die sich alle so gut um mich gekümmert haben und es war einfach nur schön. Ich kann grade auch nicht annähernd wiedergeben, wie diese 5 Tage wirklich waren, aber es war einfach klasse!
Das wird jetzt auch vorerst mein letzter Blogeintrag gewesen sein bis Januar, weil nächste Woche für mich die Ferien beginnen und ich währenddessen Thailand, Cambodia und Vietnam bereisen werde. Und das ohne Computer. Ich wünsche euch allen schon mal eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr!

Mittwoch, 6. November 2013

Pulau Perhentian




 „Come with me“, said the little shark-sucker fish, „I’ll introduce you to some of my friends!“


Das erste Mal traf ich ihn nach einer Nacht- und Nebelanreiseaktion in Kuala Besut, der Küstenstadt, die der allgemeine Übergang zu den Perhentian Inseln an der Ostküste Malaysias ist.
Während er geschmeidig durch das Wasser glitt, rasten wir ruppig und dank des Regens pitschnass über die Wellenberge, die uns für die folgenden fünf Tage vom Festland trennen sollten.
Bereits am ersten Tag folgten wir den Rufen der Unterwasserwelt und gaben uns ihr beim Schnorcheln hin. Neben Korallen, Rochen und Clownfischen sah ich auch meinen kleinen Freund, den shark-sucker fish, wieder. „Folge mir“, sagte der kleine shark-sucker fish, „ich zeige dir meine Freunde!“
Er berichtete von Riffhaien, die hier lebten und denen er gewöhnlich folgte und zeigte uns Seeanemonen und Muscheln. Schon bald wurde uns jedoch deutlich, dass mir das Schnorcheln nur einen Bruchteil der Unterwasserwelt zeigen würde.
So entschloss ich mich den Tauchschein in Angriff zu nehmen. Während der erste verregnete Tag mit Theorieeinheiten überwunden wurde, waren die folgenden Tage von Tauchabenteuern geprägt.
Bereits beim ersten großen Tauchgang stellte mich der kleine shark-sucker fish einer Vielzahl seiner Freunde vor. So trafen wir Papageienfische, ganze Baracudaschulen, Porcupinefische sowie Pipefische. Er zeigte mir wie man beim „Temple“, einer dreieckigen Felsformation Unterwasser, mit der Strömung schwimmt und sich den Kräften des Meeres überlässt.
Auch nach den Tauchgängen bereicherte der kleine shark-sucker fish unseren Aufenthalt stetig.
So schwamm er vergnügt durch die nächtlichen Wellen, welchen wir bei sternenklarer Nacht lauschten, während Küsten gemäß Piratengetränke getrunken und Piratenreime gereimt wurden. Er feuerte uns an, bei Tanzwettbewerben mit den Einheimischen und er war auch wieder da, als wir unser morgendliches Frühstück am Strand einnahmen.
Am dritten Tag nahm der kleine shark-sucker fish mich mit auf ein größeres Abenteuer. Er zeigte mir das sogenannte „Sugar Wreck“, ein im Jahre 2004 gesunkener Zuckerfrachter. Dort lernte ich seine Freunde, die Bambushaie sowie die Shrimps kennen und er führte mich sicher durch die dunklen Innenräume des Frachters. Er schwamm vor Freude ganz aufgeregt, als er mir die absolut beeindruckende Schiffsschraube zeigte.
Am letzten Tag brachte er mich nochmal zu einer etwas unspektakuläreren Örtlichkeit, wo er mir zeigte, mich komplett auf das Wasser und die Strömung einzulassen. Denn je stiller man ist, so lehrte er mich, desto mehr sieht man. So lernte ich endlich seine gutgetarnten Freunde, die Scorpionfische, kennen.
Mit Abschluss dieses Ausfluges habe ich dann auch endlich mein Tauchzertifikat bekommen, wodurch ich hoffentlich noch viele weitere Freunde des kleinen shark-sucker fishs kennenlernen werde.
Am letzten Abend sah ich ihn letztlich zum ersten Mal mit seinen guten Freunden, den Riffhaien, am Steg entlang schwimmen. Schon da schmerzte der Abschied leicht.
Endgültiger Abschied war jedoch erst am folgenden Tag, als wir erneut mit dem Boot im wiederum strömenden  Regen die Wellenberge gen Festland überquerten.
Ich dachte schon ich würde meinen kleinen Freund nicht noch ein letztes Mal sehen, als er sich gemeinsam mit zwei fliegenden Fischen aus dem Meer erhob und unser Schiff passierte.
Vorerst hieß es wohl Abschied nehmen, doch mit der Gewissheit sich im folgenden Jahr noch zahlreiche Male wieder zu sehen, tat es nur halb so dolle weh.