Sonntag, 22. September 2013



Hallo, ihr Lieben!
Jetzt möchte ich doch mal etwas von meinem Alltag berichten, das soll ja doch nicht zu kurz kommen.
Jeder Wochentag beginnt bei mir um ca. 7:40 Uhr. Dann wird langsam aufgestanden, geduscht und gefrühstückt. Zum Frühstück gibt es immer Oatmeal, das schmeckt leider nur so mittellecker. Mit Milo, also Schokopulver, ist es aber ganz erträglich. Um 8:45 Uhr mache ich mich dann gemeinsam mit Linn auch langsam auf den Weg zur Arbeit, die mit dem Fahrrad nur wenige Minuten entfernt ist. Von 9-5 Uhr arbeiten wir dann, wobei wir von 12-1 Uhr immer Mittagspause haben.
unser Wohnzimmer mit Blick zur Terasse
Vormittags sind Linn und ich meistens alleine mit den Kindern, abgesehen von Sister Anna, unserer Chefin. Wir haben die Kinder in Gruppen aufgeteilt und Unterrichten sie innerhalb dieser Gruppen dann in Mathe, Englisch und was noch so anfällt. In Englisch unterrichte ich die 9-10 Jährigen, die noch ziemlich Probleme haben. Das ist echt anstrengend, da größtenteils das Sprachverständnis fehlt, wodurch ich auch die Grammatik nur schwer erklären kann. Auch die Konzentration ist häufig sehr gering. In Mathe unterrichte ich dann die älteren, was mir dann spaßige Themen wie Bruchrechnung eingebracht hat. Tatsächlich macht mir das aber echt viel Spaß. In Mathe ist es zum Beispiel super lustig, wie sie schriftlich dividieren, multiplizieren und so weiter, weil sie einfach ein total anderes System haben.
Mein Highlight ist definitiv unser Science Unterricht, wo wir im Allgemeinen Allgemeinwissen vermitteln. Wir haben angefangen mit einfachen versuchen zu Wasser. Zum Beispiel haben wir Wasser mit Tinte gemischt, einmal kaltes, einmal warmes Wasser und dann im Einfachen die Braunsche Molekularbewegung erklärt. Nachdem wir das ganze Thema Wasser abgearbeitet haben, haben wir jetzt das Thema Hygiene begonnen. Diese Woche haben wir Zahnbürsten mitgebracht und das Zähneputzen nach dem Mittagessen eingeführt. Das ist super lustig, weil sie sich immer in einer langen Reihe aufstellen und dann nach meinem Vorbild Zähne putzen.
Nachmittags haben wir meistens etwas „einfachere“ Fächer, wie Kunst. Da wollen wir jetzt anfangen mit ihnen eine Krippe für Weihnachten zu bauen. Dienstags singen wir immer gemeinsam. Seit neustem können sie Theo, spann den Wagen an mit Tanz im Kanon singen. Das war einfach nur klasse.
Einmal wöchentlich gucken wir auch Kinderfilme gemeinsam und nachher müssen sie Fragen dazu beantworten. Ich freue mich schon sau darauf, das Dschungel Buch zu gucken! Hammer!
Für die Mittagspause haben Linn und ich jetzt etabliert immer zu schlafen. Da unsere Arbeit oben auf einem Berg ist und wir nichts richtig innerhalb dieser Stunde erreichen können, bzw. uns die Aussicht am Ende den Berg wieder hoch zu müssen uns davon abhält, ist schlafen die beste Lösung. Anfangs fanden die Kinder das noch recht belustigend aber inzwischen werden wir nur noch mit einem „Good Night, Teacher“ in die Pause verabschiedet. Klasse.
Nach der Arbeit haben wir uns inzwischen auch einen mehr oder minder geregelten Alltag aufgebaut. Einmal wöchentlich gehen wir zum Step Aerobic. Kling dämlich, ist aber anstrengend. Leider ist es mir unmöglich Beine und Arme gleichzeitig zu koordinieren, weshalb ich meistens nur die Beine mache, aber es ist trotzdem mega anstrengend. Anschließend machen wir meistens noch Übungen für den Rücken, Beine, Arme und Bauch. Das ist echt super.
Jeden Donnerstag kommt unsere Bahasa Lehrerin, die uns hier die Sprache beibringt. Das klappt langsam auch besser und ich bin echt gespannt, wie das Ende des Jahres mit meiner Sprachfähigkeit so aussieht :D
unsere Terasse
Freitags gehen wir außerdem meistens noch zum Meditieren. Ich bin leider nicht so gut darin, bzw. ich glaube, ich glaube einfach nicht genug an die ganzen Sachen. Aber es ist echt gut einfach einmal die Woche für eine halbe Stunde lang leise zu sein und nur nachzudenken.
An unser Haus haben wir uns mittlerweile auch gewöhnt. Inzwischen haben wir alle richtige Betten und gegen die Kakerlaken haben wir eine ganze Sammlung an Fallen aufgestellt. Unsere Wände zieren sich auch immer mehr. Nichts desto trotz ist jede Postkarte willkommen und über jede Post freue ich mich und sie wird natürlich immer angemessen beantwortet ;)
Ja, so sieht mein Alltag hier inzwischen aus. Zum Essen vielleicht noch kurz. Es ist hier in der Regel günstiger Essen zu gehen als zu kochen, denn 1,50-2€ für eine Mahlzeit und 2 Getränke geht schon echt gut.
Das werde ich wohl absolut vermissen in Deutschland.
Liebste Grüße ins inzwischen wohl herbstliche Deutschland oder wo ihr euch sonst so rumtreibt. ;)

Freitag, 20. September 2013



Hallo, ihr Lieben!
Eigentlich sollte dieser Blogeintrag mal etwas von meinem Alltag erzählen, aber irgendwie ist der Alltag hier von Feiertage und allem Möglichen gespickt, sodass es immer etwas anderes zu berichten gibt.
Beispielsweise bin ich letztes Wochenende mal wieder durchs Land gereist. Da der Montag frei war, hatten wir ein langes Wochenende. Julia und ich hatten daraufhin den Plan das Wochenende in Kuala Terengganu etwas nördlich von uns zu verbringen.
Unser Bus sollte am Freitag um 9 Uhr abends fahren. Wir waren ab 8:30 am Terminal, wo uns versichert wurde, der Bus würde in einem bestimmten Bereich abfahren und man würde uns auch Bescheid geben, wenn der Bus da ist. Um 9:15 Uhr erkundigten wir uns noch ein zweites Mal, woraufhin die Person am Schalter berichtete, dass der Bus bereits gefahren ist. Das löste natürlich große Begeisterung bei uns aus, da der Bus weder in dem Bereich gewesen ist, in dem er hätte sein soll und die Person uns nicht Bescheid gesagt hat.
Daraufhin haben wir noch an anderen Schaltern nachgefragt, die uns alle versichert haben, der Bus würde noch kommen. Um 10:00 Uhr war dann eine Dame so nett uns ein für alle Mal zu versichern, dass der Bus bereits gefahren ist. Da saßen wir nun, mit Gepäck aber ohne Bus. Netterweise informierte uns ein anderer Angestellter über einen weiteren Bus, der um 1 Uhr fahren würde und bat uns im Wartebereich Platz zu nehmen, er würde nachher mit den genauen Infos zu uns kommen.
Als er um 0:30 Uhr immer noch nicht da war, waren unsere Hoffnungen beinahe gänzlich geschwunden. Wir fanden ihn auch nicht mehr dafür aber einen anderen Busfahrer, der ein Ziel etwas weiter nördlich als Kuala Terengganu hatte und uns anbot uns dort abzusetzen. Dankend nahmen wir an.
Um 4:00 Uhr nachts kamen wir dann in Terengganu an um dort festzustellen, dass unser gebuchtes Hotel keinen Nachtschalter hat. Die nächste Stunde verbrachten wir damit ein Hotel zu suchen, das sowohl offen war als auch noch freie Betten hat. Um 5:00 Uhr lagen wir endlich friedlich in unserem Bett.
Nach dem etwas holprigen Anfang wurde der Trip aber umso besser. Wir hatten einen lokalen AFS Mitarbeitet, der dort für den Aufbau der China Town zuständig ist, der uns eine kostenlose Stadtführung gab. Die Chinatown war super schön. Auf Grund des Mooncake Festivals war die ganze Straße dekoriert und für die sonst so gruseligen Seitengassen, haben sich die Anwohner Designs ausgedacht und sie thematisch gestaltet. Auch das Essen war einfach der Hammer.
Höhepunkt war definitiv unser erster richtiger Besuch auf einem Markt. Wir kamen in der unteren Etage des Marktes an, wo sich das Essen bis zur Decke stapelte. Unsere Zeit verbrachten wir hauptsächlich in der oberen Etage, wo wir im Austausch für Klamotten unser Geld hinterließen. Die Auswahl und Farben waren beinahe erschlagend. Uns wurde schon vorher gesagt, dass wir auf jeden Fall handeln sollen. Es stellte sich schnell raus, dass da auf Englisch nicht viel zu machen ist, sodass wir erstmals unsere Malay-Skills richtig auf die Probe stellen konnten. Hauptsächlich haben wir Hosen, Kleider und Oberteile gekauft. Das Beste waren dann tatsächlich die sogenannten Sarongs, eine Art Wickelrock, die einfach nur super komfortabel und klasse ist.
Ansonsten haben wir noch die Crystal Mosque besucht, was auch sehr interessant war, aber auch stark touristisch aus gelegt war.
Der Trip hat sich auf jeden Fall gelohnt, schon alleine wegen des Marktes aber auch der Chinatown.
Das zweite Ereignis in dieser Woche war dann das gestrige schon angesprochene Mooncake Festival. Hierbei handelt es sich um eine der wichtigsten chinesischen Festlichkeiten. Es gibt verschiedenste Sagen, warum dieses Fest gefeiert wird. Eine besagt beispielsweise, dass früher 9 Monde um die Erde kreisten und man deshalb sehr unzufrieden war. Irgendein Held hat dann 8 davon runtergeschossen, sodass jetzt nur noch 1 da ist. Dann gibt es noch eine mit einer Prinzessin, die jetzt auf dem Mond ist, weshalb einige den Mond anbeten. Zelebriert wird das Festival unter anderem mit sogenannten Mooncakes. Das sind Blätterteiggebäcke mit einer Füllung, z.B. Bohnen oder Lotusfrucht drin.
Abends geht man dann an den Strand und zündet dort Kerzen und Laternen an. Wir waren bereits einen Tag vorm Mooncake Festival dort und schon da haben zahlreiche Laternen und Kerzen geleuchtet. Getoppt wurde das Ganze dann natürlich beim Mooncake Festival am nächsten Tag. Wir waren dort mit all den AFS Schülern, einigen Returnees und einer unserer Zuständigen. Der komplette Strand war gefüllt, alle hatten Essen und Laternen und einfach Spaß. Auch wir haben einen Stern mit Kerzen in den Sand gebuddelt. Später wurden dann die riesigen Laternen, die man fliegen lässt und die in Deutschland verboten sind, herausgeholt. Auf diese schreibt man einen Wunsch und lässt sie dann fliegen. Wenn die Laterne fliegt, werden die Wünsche wahr, wenn sie sinkt dann nicht. Unsere ist steil in den Himmel geschossen. Wir haben letztendlich bestimmt 6-7 Laternen fliegen lassen und alle anderen auch, sodass der Himmel einfach nur traumhaft schön aussah, mit den ganzen Lichtern in allen möglichen Farben.
Jetzt steht in der Theorie ein ruhiges Wochenende an, wobei ich morgen früh auf eine chinesische Hochzeit gehen werde und abends noch eine Tempelfestlichkeit stattfinden wird. Ihr seht schon, ruhig und normal gibt es hier nicht.
Ich hoffe, euch geht’s allen gut!
Liebste Grüße

Dienstag, 10. September 2013



Die Schlacht um No. 7, Lorong Alor Akar 28
Wir schreiben den 1. September des Jahres 2013. Das heimische Gebiet der Volunteers liegt in Frieden. Ein, zwei Leichen der feindlichen Cockroaches lassen sich an den Grenzgebieten finden. Ansonsten sind jedoch keine außergewöhnlichen Ereignisse zu verbuchen.
Entspannt und sich in Sicherheit wägend, ruhen die 4 sich zu Hause befindenden Volunteers in ihrem Basislager, als plötzlich einer von ihnen von einem Eindringling im Küchenbereich berichtet. Da die Küche direktes Grenzgebiet ist, erstaunt das niemanden, bis sie berichtet, dass der Eindringling bis auf die Küchenablage unter dem Herd vorgedrungen ist. Zur eigenen Sicherheit setzen die Volunteers kein Giftspray in diesem Bereich ein sondern werfen den Feind lediglich in einen Käfig. Um genauere Rückschlüsse über den Feind ziehen zu können, wird dieses besonders große Prachtexemplar genauestens beobachtet und untersucht, als plötzlich 3 seiner Verbündeten ins Feld stürmen.
Zur Befreiung des tapferen Kriegers wurden selbstverständlich nur die größten und stärksten Kämpfer der sogenannten Cockroaches geschickt. Nun bleibt den Volunteers kaum eine Wahl. Als Waffe dient ihnen lediglich eine Dose Giftspray sowie etwa 10 Plastikcontainer zur Gefangennahme der Feinde. Gemäß zahlreichen vorherigen Übungen schleicht sich somit in der Regel ein erster Volunteer mit dem Spray an den Feind heran um ihn zu betäuben damit die Rückendeckung den am Bodenliegenden letztlich einsperren kann.
Nach und nach eilt mehr Verstärkung auf Seiten der Cockroaches herbei. Obwohl die Armee der Volunteers mit 4 Kämpfern ausgestattet ist, können auf Grund des Waffenmangels jedoch nur 2 auf einmal kämpfen. Schnell sind diese zwei Kämpfer umzingelt. Es blieb nur eine Option: Rückzug. Das erste Drittel der Küche ist schnell verloren, inklusive dem Containerlager. So bleibt den Volunteers letztlich nur das Giftspray.
Bald wird jedoch deutlich, dass sie damit den Feinden, die nun im zweistelligen Bereich antreten, nicht die Stirn bieten können. So gut wie möglich werden also Grenzen zu anliegenden Gebieten wie den Schlafsälen oder dem Badezimmer abgeriegelt und umherliegende Gegenstände wie Rücksäcke und Koffer in Sicherheit gebracht. Doch die wurden zum Teil schon eingenommen. So gilt es von nun an nur noch kleine Gebiete zurück zu erobern wie beispielsweise einen Rucksack, der befallen wurde.
Schnell war die Küche komplett verloren ohne Hoffnung auf Rückeroberung. Dies ist selbstverständlich ein kluger Schachzug des Gegners gewesen, da sich die Küche als Knotenpunkt der Infrastruktur der Volunteers darstellt. Um also lebenswichtige Güter wie Mobiltelefone oder Laptops zu besorgen, wagen sich der ein oder andere Volunteer doch nochmal ins feindliche Gebiet. Das jedoch verschafft den Gegnern Zugang zu den zuvor versperrten Schlafsälen, wodurch auch diese an den Feind verloren gehen.
Inzwischen sind also die Küche sowie 2 Schlafsäle und das Badezimmer besetzt, das Containerlager eingenommen und das Giftspray alle. Mit bloßer Mannkraft versuchen die tapferen Kämpfer zumindest die Grenze von der Küche zum Wohnzimmer zu halten, doch die Knie der Kämpfer zitterten wie Zitteraale als der Feind auf die Grenze zu stürmte.
Einen kurzen Hoffnungsschimmer bringt das Erscheinen eines fünften Kämpfers auf Seiten der Volunteers. Neben der gewonnen Mannkraft haben die Volunteers nun auch wieder eine Waffe. Nach einer letzten verzweifelten Attacke der Volunteers stellt sich jedoch schnell heraus, dass dieses Giftspray den Volunteers mindestens genauso schadet wie dem Feind.
Es bleibt folglich nur die Flucht.          
An besagtem Tag, dem 1. September 2013, verlieren die 5 Volunteers ihr Zuhause, No. 7, Lorong Alor Akar 28 an über 30 Cockroaches.
Erst am Abend und in Anwesenheit des sechsten Volunteers trauen sich die tapferen Kämpfer das Schlachtfeld wieder zu betreten. Die letzte Attacke hatte glücklicherweise annähernd alle Feinde niedergestreckt und auch die paar Verbleibenden erlebten die Dämmerung des nächsten Morgen nicht mehr.
Heute, 8 Tage später, ist das Gebiet wieder vollständig zurück erobert. Das Waffenarsenal wurde aufgestockt und auf eine beeindruckende Bandbreite erweitert.
Ein weiterer kleiner Angriff 4 Tage nach dem Ersten konnte problemlos abgewehrt werden und auch die einzelnen Späher, die sich nachts in unser Gebiet schleichen, schaffen es nur selten zurück in ihr Heimatlager.
So kommt es, dass der Kakerlaken-Friedhof der Volunteers seit dem 1. September 2013  52 Gräber zählt. Mit jedem Weiteren werden die Volunteers geübter und tapferer im Umgang mit dem Feind.

Aber macht euch keine Sorgen, ihr Lieben. Auch wenn das Ganze für den ein oder anderen etwas drastisch klingen mag, war es ein durchaus sehr witziger Nachmittag, da jeder Mal ins „Schlachtfeld“ musste um seinen Mann zu stehen.
Während wir am Anfang unserer Zeit in Malaysia noch Angst vor den Kakerlaken hatten, haben wir uns mittlerweile komplett dran gewöhnt. In heißen und feuchten Ländern gehören sie nun mal zum Alltag dazu und da sie auch absolut ungefährlich sind, gibt es auch nichts zu befürchten. Während wir anfangs noch bei einer einzelnen, toten Kakerlake vor Ekel fast durchgedreht sind, ist es inzwischen nicht mal mehr die Mühe wert aufzustehen um eine einzelne zu töten.
Seit neustem hängen alle unseren toten Kakerlaken in einem Plastikbeutel an unserem Gitter damit wir andere Leute damit ekeln können. Also macht euch keine Gedanken. Die Spinnen in Deutschland können mir inzwischen sicher nichts mehr anhaben.